April 2016:
Bestandsaufnahme im Bartangtal nach dem Dezember-Erdbeben

Im April 2016 fuhren wir nach Basid, um vor Ort einen Eindruck der Schäden nach dem Erdbeben vom 07.12.2016 zu bekommen. Trotz einer Stärke von 7,2 auf der Richter-Skala war zum Glück niemand ums Leben gekommen, aber ein Großteil der Häuser wurde zerstört. Nachdem wir keine genauen Aussagen über den Zustand der Krankenstation erhalten konnten, beschlossen wir, uns selbst einen Überblick über die Schäden zu verschaffen, insbesondere, da wir für August die Lieferung von Hilfsgütern (Krankenhausbetten...) nach Basid geplant haben. Uns war wichtig sicherzustellen, dass die Krankenstation noch zu benutzen ist und ein Platz zum Unterstellen vorhanden sein wird.

Zwischen Dushanbe und Basid Nach dem Erdbeben  Krankenstation   Dorfleben 
Roshorv und Savnob Vorplanung für den Neubau Konkrete Planung  

Zwischen Duschanbe und Basid

Im April regnete es viel in und um Dushanbe, deshalb waren die Hügel, die im Sommer braun und verbrannt sind, so grün wie in Irland.

  Nach dem Erdbeben

Das Erdbeben hat die Häuser im Bartang Tal schwer geschädigt, da die Bruchsteinmauern in sich instabil geworden sind. In Basid sind von der gegenüberliegenden Seite des Bartangflusses tonnenschwere Felsen hunderte von Meter nach unten in den Fluss gefallen und durch die Wucht wieder aus dem Fluss gesprungen und haben dann weiter entfernte Häuser zerstört. Dass dabei niemand ums Leben kam, ist ein Wunder. Die Sicht betrug während des Erdbebens nur noch einen Meter.

Krankenstation

Die Krankenstation ist instabil und damit einsturzgefähret. Der Putz kling hohl und das Mauerwerk hat viele größere und kleine Risse. Außerdem liegt die Krankenstation direkt unter einer großen, leicht überhängenden Felswand. Verständlicherweise ist es den Einwohnern ein großes Anliegen, dass die Krankenstation an einem anderen Ort, der etwas weniger exponiert ist, aufgebaut wird. Für die Einwohner in Basid hat Apotheker Helfen e.V., ein gemeinnütziger Verein von Apothekern, der in München seinen Sitz hat, eine große Menge an Medikamenten gestiftet, die wir mitbrachten. Lesebrillen sind immer sehr begehrt. Einen Tag verbrachten wir in Bardara, dem Wohnort unseres Kollegen Mamadior und behandelten dort Patienten. In Bardara gab es wenigstens genügend Strom, um mit dem Ultraschallgerät zu arbeiten.

Dorfleben

Im April blühten überall die Aprikosenbäume. Das ganze Dorf war in ein weiß-rosa Blütenmeer getaucht. Außerdem wurde überall gepflügt und gepflanzt.

Roshorv und Savnob

Wir haben zwei Ultraschallgeräte und auch Laborgeräte geschenkt bekommen, und wollten deshalb dieses Mal unbedingt auch die Kollegen in den anderen Krankenstationen im Bartang Tal kennenlernen. Sie werden im August, wenn wir dieses Jahr nochmals kommen werden, zu einem Ultraschall und Laborkurs nach Basid kommen. Die Krankenstationen in Roshorv und Savnob sind in einem deutlich besseren Zustand als die Krankenstation in Basid. Aber Ausrüstung haben diese Kollegen auch keine, genauso wie Mamadior am Anfang.

Vorplanung für den Neubau

Nach vielen Diskussionen beschlossen wir mit den Einwohnern von Basid einen Neubau der Krankenstation, suchten einen geeigneten Bauplatz und besprachen das weitere Vorgehen. Die Einwohner werden die Arbeiten übernehmen, unser Verein wird die Materialkosten tragen. Die neue Krankenstation wird nur ein wenig von der alten entfernt stehen, aber von der bedrohlich überhängenden Felswand abgerückt. Wir werden das schon vorhandene Dach wieder benutzen und auch so viele Steine als möglich vom alten Bau wieder verwenden. Das alte Gebäude kann aber nicht während der Neubauphase abgerissen werden, da der Krankenhausbetrieb weitergehen muss.

Konkrete Planung

Zurück in Deutschland trafen wir uns mit Freunden aus Stuttgart und der Schweiz, um das weitere Prozedere zu besprechen. Ein befreundeter Architekt und Pamir-Liebhaber hatte uns in wenigen Tagen einen konkreten Plan für den Neubau gezeichnet. Schon in Basid hat ein Architekt aus dem Dorf genau berechnet, welche Mengen an Zement etc. wir brauchen werden, welche Stärke die Pfeiler haben müssen, usw.
Am 12.06. flog unser Freund Thomas Köppel aus der Schweiz nach Dushanbe und fuhr dann weiter nach Basid. Er wird dort den Neubau der Krankenstation betreuen - für drei Monate wird er ehrenamtlich in Basid tätig sein. Die ersten Tage hat er in Dushanbe alles Notwendige eingekauft,  - Abwasserrohre, Holz, Armierungseisen etc. Inzwischen befinden sich die ganzen Einkäufe mit dem LKW auf dem Weg nach Basid.
Wir sind neugierig, wie es im August in  Basid aussehen wird − und bedanken uns bei allen, die so viel mitgeholfen haben und noch immer mithelfen.

Gisela Bondes

Lesen Sie auch den zugehörigen Bericht im Berchtesgadener Anzeiger!