Der Berchtesgadener Anzeiger berichtet am 18.10.2016
Die Krankenstation in Basid wächst täglich
Basid/ Berchtesgaden – Gute Nachrichten aus Basid im Bartang-Tal brachten Gisela und Peter Bondes von ihrer zweiten diesjährigen Reise nach Tadschikistan mit zurück in die Heimat. Der von dem Berchtesgadener Ärztepaar als treibende Kraft des Vereins Pamir-Hilfe maßgeblich initiierte Neubau der beim Erdbeben zerstörten Krankenstation macht nämlich große Fortschritte. Viele elektronische Geräte für die Krankenstation sowie Medikamente und andere Hilfsgüter hatten die beiden Schönauer im Gepäck und sorgten vor Ort für die korrekte Verteilung.
Dabei hatte die Reise alles andere als gut begonnen. »Am Münchner Flughafen wurde völlig unvermutet das Abflugterminal geräumt und für zwei Stunden komplett gesperrt«, erinnern sich Gisela und Peter Bondes. »Durch die Verzögerung erreichten wir in Istanbul nur durch einen beherzten Zwischensprint mit viel zu schwerem Handgepäck in letzter Sekunde den Anschlussflug nach Duschanbe.«
In der tadschikischen Hauptstadt wartete bereits Odina, zuverlässiger Partner vor Ort, auf den Besuch aus Berchtesgaden. Nachdem sein Geländewagen mit dem Übergepäck – Medikamente, elektronische Geräte für die Krankenstation und Geschenke – turmhoch beladen war, machte man sich auf die anstrengende zweitägige Fahrt über Schlaglochpisten und Pässe ins Bartang-Tal.
Schöne Überraschung bei der Ankunft
Endlich in Basid angekommen, war die Freude groß. »Der Krankenhausbau war schon sehr weit fortgeschritten. In den nächsten zwei Wochen sollten wir Zeugen werden, wie schnell Mauern ohne Betonmischmaschinen und technische Hilfsmittel wachsen können«, schildern Gisela und Peter Bondes ihre Erlebnisse. Schließlich wollen die engagierten Bauarbeiter aus dem Dorf das Dach noch vor Einbruch des Winters fertigstellen. Als Gastgeschenk erhielt jeder von ihnen eine gesponserte Oberbekleidung.
Bereits zwei Tage später kam der Anruf, dass nun auch der bereits vor Wochen losgeschickte Lkw-Transport aus Berchtesgaden in Rushan, der kleinen Bezirksstadt am Taleingang, eingetroffen sei. Man fuhr also wieder vier Stunden talabwärts, um alles auf kleine Lastwagen umzuladen, da die Straßen im Tal viel zu unwegsam für größere Fahrzeuge sind.
Zehn Krankenhausbetten aus Loipl
Dass alles so gut klappte, ist auch der Unterstützung mehrerer Organisationen bei der Logistik zu verdanken. So übernahm Engagement Global einen großen Teil der Transportkosten, Aga Khan Health Service Tadschikistan organisierte die Entzollung in Duschanbe und den Transport von dort nach Basid. »So konnten wir zehn Krankenhausbetten von der Reha-Klinik Loipl, Labormaschinen von Synlab, Medikamente von Apotheker Helfen e.V., Sonografiegeräte, ein EKD, Computer und viel anderes von hilfsbereiten Spendern gestiftetes Material in Empfang nehmen und im Bartang-Tal verteilen«, schildern Gisela und Peter Bondes.
Die nächsten Tage waren gefüllt mit Patientenuntersuchungen und der Schulung von Ärztekollegen, die alle die stundenlange Anreise in überfüllten Kleinbussen aus den Nachbardörfern nicht gescheut hatten. »Gleichzeitig sahen wir das neue Krankenhaus wachsen«, freut sich Gisela Bondes. In einer erneuten zweitägigen Fahrt in die Bezirkshauptstadt Khorog konnte man dort nicht benötigtes Isoliermaterial vom Universitätsneubau der Aga Khan Foundation übernehmen und weitere Baumaterialien in Geschäften einkaufen.
Große Hilfsbereitschaft
»Wir waren beeindruckt von der grandiosen Hilfsbereitschaft, die uns überall begegnete«, sagt Peter Bondes. Eine große Hilfe war dem Berchtesgadener Ärztepaar Dr. Ingrid Buttermann, eine Gynäkologin aus Stuttgart, die den beiden mit Schulungen der Ärztekollegen den Rücken frei hielt.
Deren Mann Thomas Köppel hatte als Bauleiter zwei Monate lang in Basid gelebt, um den Krankenstationbau voranzutreiben. Zusammen mit Tochter Julia begleitete er schließlich Peter und Gisela Bondes auf einer fantastischen Trekkingtour in die unglaublichen Hochtäler des Pamir-Gebirges. »Wir dachten, schon viel gesehen zu haben, aber immer wieder erstaunt uns der Pamir mit überwältigenden Naturerlebnissen«, erinnern sich Gisela und Peter Bondes. »Am Karakul, dem höchstgelegenen Salzsee der Erde, umrahmt von bis zu 7000 Meter hohen Bergketten, verstanden wir erstmals wirklich die Bezeichnung ›Dach der Welt‹.« Ein farbenfroher Abschluss war der Basar von Osch, der zweitgrößten Stadt Turkmenistans. Von hier aus ging es zurück in die Heimat.
Ulli Kastner, Fotos: Gisela und Peter Bondes