Basid im Oktober 2020
Eine hürdenreiche, aber auch überaus erfolgreiche Stippvisite
Eigentlich glaubte keiner aus unserem Verein, dass dieses Jahr jemand von uns nach Basid reisen könnte. Alle Visaanträge wurden nicht bearbeitet und Flüge gab es auch nur ganz wenige nach Tadschikistan. Überraschend bekamen wir aber die Chance als Kuriere für wichtige Medikamente für die Regierung in Dushanbe einreisen zu dürfen. Die Reise war nur für eine Woche möglich, denn zum Zeitpunkt der Präsidentenwahlen am 11.10.2020 sollten wir das Land wieder verlassen haben. Innerhalb von zwei Tagen organisierten wir die Flüge, unsere Chauffeure in Tadschikistan, unser Gepäck – wir das waren Dorothee Schiegnitz, die schon zum 4. Mal mitkam und ich, Gisela Bondes.
Der Flug am Samstag über Dubai verlief anstrengend und unter großem Zeitdruck. Dubai ist als Flughafen zum Umsteigen extrem chaotisch. Wir hatten 40 min Zeit – benötigt für einen geordneten Wechsel der Flugzeuge werden mindestens 3½ Stunden. Das Flugzeug nach Dushanbe wartete auf uns, sonst wäre es nicht möglich gewesen.
Bei der Ankunft in Dushanbe erhielten wir das notwendige Visum und trafen unsere Freunde aus Basid. Die Abfahrt verzögerte sich aber um einen Tag, da wir die Erlaubnis, in den Pamir zu fahren (Gorno Badakhshan Autonomous Oblast), erst am Montag bekommen konnten.
In Basid kamen wir dann am Dienstag Mittag an. Auf dem Weg trafen wir Tamano, die nächstes Jahr bei uns in Berchtesgaden eine Ausbildung zur MFA beginnen will.
Das Krankenhaus ist in sehr gutem Zustand. Alles sauber und eingeräumt. Covid-Fälle gab es bis jetzt angeblich noch nicht. Fünf Patienten lagen im Frühjahr mit bronchitischen Beschwerden im Krankenhaus, aber, ob Corona positiv, ist nicht feststellbar gewesen, da es keine Tests gab. Ich habe jetzt für die Zukunft Covid-Schnelltests mitgebracht, damit evtl. im Infektionsfall sich die entsprechende Familie isolieren kann. Die Öfen machten im vergangenen Winter immer wieder Probleme. Jetzt haben wir eine zentrale Heizanlage angedacht, die evtl. auch den Kindergarten und die Schule beheizen kann. Die Banja, die Duschen und der Waschraum für die Krankenstation sind fertig, nur die Wände müssen noch mit einer speziellen Farbe gestrichen werden. Die Toiletten sind in Benutzung und riechen fast nicht.
Der Kindergarten ist im Rohbau fast fertig. Das Dach war schon begonnen. Die Außenfassade ist sehr schön geworden, es war sichtlich ein großes Anliegen der Arbeiter, besondere Steine zu verwenden.
Mein großes Anliegen war zu besprechen, wie wir weitermachen wollen. An einem Tag traf ich die Frauen des Dorfes und am nächsten die Männer. Ich schlug ihnen vor, sich Gedanken zu machen, welche Projekte sie sinnvoll finden würden, um selbst ein bisschen Geld verdienen zu können. Wir besprachen, dass wir im April – hoffentlich können wir dann wirklich wieder kommen – diskutieren werden, welche Ideen verwirklicht werden können. Es kamen Vorschläge von den Frauen – eine Köchin für die Schule und den Kindergarten, einen kleinen Imbiss an der Straße, die deutlich häufiger befahren wird, eine kleine Schneiderei zum Schuluniform Nähen. Unser Verein würde den Aufbau finanzieren, die Geräte, Gebäude würden der Gemeinde gehören. 10 % des Gewinns würden an die Gemeinde abfließen, 10 % als Rücklage für Reparaturen und der Rest als Gehalt. Die Männer dachten erstmals an eine Art kleines Sägewerk, da im Moment die vorhandenen Bäume 80 km weggefahren werden müssen und dann wieder 80 km zurück. Im April werden wir dann hoffentlich tatsächlich auch Auskunft bekommen, wie teuer die Maschinen wären und ob sie rentabel sind.
Eine wunderbare Idee kam vom Optiker Michael Staudt aus Prien. Er will mit uns mitfahren und vor Ort Optiker ausbilden, dass sie selbst Linsen schleifen können. Hoffentlich klappt das.
Mir wäre noch immer am wichtigsten die Wasserversorgung für die Krankenstation. Das Projekt hat unser Freund Thomas Köppel in die Hand genommen. Und wenn ich mir die Turnhalle so ansehe, in der die Volleyball Turniere abgehalten werden … Bei uns wäre sie wegen Baufälligkeit schon längst gesperrt.
Hoffentlich wird es 2021 für uns einfacher, für länger nach Basid zu fahren und alles Weitere zu initiieren. Unser diesjähriger Aufenthalt von zwei Tagen war einfach zu kurz. Zwei Tage Anreise – zwei Tage Aufenthalt – zwei Tage Abreise. Aber gelohnt hat es sich auf jeden Fall.
Gisela Bondes