Eine Seilrutsche für die Schulkinder und Wasser für ein Kinderheim
Verein Pamir-Hilfe setzt 2023 die Unterstützung in Tadschikistan und Kirgisistan fort
Das Ehepaar Gisela und Peter Bondes reiste Ende November/Anfang Dezember 2023 erneut ins Bartangtal, um sich über die Entwicklung der verschiedenen Hilfsprojekte zu informieren. Mit dem jüngsten Besuch wollte das Berchtesgadener Ärztepaar den Einheimischen vor allem das Gefühl geben, dass man sie nicht vergessen hat.
Mit großer Freude konnten Gisela und Peter Bondes feststellen, dass die Hilfsprojekte der Pamir-Hilfe prächtig gedeihen. Die Krankenstation läuft ohnehin bestens, der Kindergarten hat nach vorübergehender Schließung wieder geöffnet, die Bücherei ist saniert. Hier wird man noch eine neue Tür und neue Fenster einbauen. Positives zu berichten gibt es auch vom Hühnerprojekt, der Saftpresse, der Wollmaschine und von der Betonsteinproduktion. Auch die Dorfkneipe läuft sehr gut. Zuletzt besichtigten Gisela und Peter Bondes eine kleine Autowerkstatt, in der eine gesamte Hauswand fehlt. Der Verein Pamir-Hilfe will die Steine für die Fertigstellung der Hauswand finanzieren.
Gisela und Peter Bondes trafen sich in der Hauptstadt Duschanbe auch mit dem Leiter der tadschikischen Dermatologen. Er will ein Gebäude für Kinder mit Epidermolysis bullosa (Schmetterlingskinder) und Ichthyosis (Fischschuppenkrankheit) und deren Eltern errichten lassen. »Wir versuchen jetzt mal, Kontakte zu Dermatologen in Europa herzustellen, die hier weiterhelfen können«, sagt Peter Bondes.
16 Kilometer oberhalb von Basid gibt es einen sogenannten »Medical Point«, der ebenfalls die Hilfe des Vereins braucht. Eine Wand des Gebäudes ist im Sommer eingestürzt und seitdem ist der MedPoint nicht mehr nutzbar. Der Verein will die Kosten für die Renovierung des Gebäudes aufbringen.
Eine Vision in Basid ist die Errichtung einer Art Seilbrücke über den Bartang-Fluss. So ein einfaches Konstrukt mit einem Korb für Passagiere ist wesentlich kostengünstiger als eine massive Brücke. Und dennoch wird die von der Pamir-Hilfe ins Auge gefasste Seilrutsche den Schulkindern auf der anderen Flussseite künftig einen sechs Kilometer langen und auch gefährlichen Schulweg ersparen.
Zudem ist in Basid der ständige Mangel an klarem Wasser ein Problem. Deshalb soll über einen Schotterhang und Lawinenstrich eine drei Kilometer entfernte Quelle erschlossen werden, mit der man auch die vom Verein gebaute Krankenstation wird versorgen können.
Künftig dehnt der Verein sein Engagement ins benachbarte Kirgisistan aus, was er durch eine Satzungsänderung kürzlich auch offiziell bekundet hatte. Ins Auge gefasst hat man ein Kinderheim in Gulcha bei Osch. In dem Kinderheim sind aktuell 136 Kinder untergebracht, darunter zahlreiche Waisenkinder und Kinder, die von ihren Eltern abgegeben wurden, weil man sie nicht ernähren konnte. In dem Heim gab es bislang nur an drei bis vier Stunden pro Tag Wasser. Der Verein finanzierte deshalb eine Grabung/Bohrung, die dazu führte, dass jetzt das Grundwasser angezapft werden kann. Nun läuft das Wasser bei Bedarf den ganzen Tag. Im April wollen Peter und Gisela Bondes nach Kirgisistan reisen, um den weiteren Bedarf zu erkunden. Eventuell wird man sich auch noch um eine Sanierung des Gebäudes und die Errichtung eines Spielplatzes kümmern. Hier ruhen die Hoffnungen auch auf der »Sternstunden«-Aktion des Bayerischen Rundfunks.
Ulli Kastner, Gisela Bondes
Neues aus dem Bartang-Tal
Bilder-Vortrag von Gisela und Peter Bondes im Pfarrheim Unterstein
am 28. Februar 2023
Trotz aller Corona-Beschränkungen in den drei zurückliegenden Jahren hatte das Ehepaar Bondes, Vorsitzende des Vereins Pamir-Hilfe e. V., ihre Hilfseinsätze im Bartang-Tal regelmäßig fortgeführt. Evi Wust vom Untersteiner Frauenbund hatte nun die Initiative ergriffen und, unter der Organisation des Katholischen Bildungswerkes Berchtesgadener Land e. V., zu einem Bilder-Vortrag ins Untersteiner Pfarrheim eingeladen, um auch die interessierte Öffentlichkeit persönlich über die Arbeit des Ärztepaares zu informieren. Viele Menschen nutzten die Gelegenheit, endlich wieder Gisela und Peter Bondes über ihre anstrengenden, hoch interessanten und so wichtigen Reisen ins Bartang-Tal erzählen zu hören und all die Neuerungen und Veränderungen dort zu sehen.
Zur Erinnerung begann Gisela Bondes mit anschaulichen Landkarten, um Entfernung und Lage Tadjikistans begreifbar zu machen. Für die folgenden Bilder hatte sie Aufnahmen aus den verschiedenen Jahreszeiten zusammengestellt, in denen sie die Pamiri in den letzten drei Jahren begleitet hatte: So etwa die sieben Lawinen, die im Frühjahr die Straße nach Basid verschüttet hatten oder die Laubfärbung der Bäume beim „Almabtrieb“ im Oktober, die Verwüstungen des Gletscherbruchs im Juli 2022 oder das Waschen der Stofftiere vor dem Schulbeginn am 1. September. Aber ebenso Bilder der mitreisenden HelferInnen wie Zahn- und Kinderärzte und Handwerker, die alle ihre Fähigkeiten und Begabungen im Bartang-Tal mit einsetzten.
Besonders beeindruckten die tatsächlich geruchlos funktionierenden neuen Toiletten und der mit viel Liebe und Geschick einem Pamiri-Haus nachempfundene Kindergarten, aber auch die verschiedenen Projekte vor allem von Frauen, die durch die finanzielle Unterstützung durch die Pamir-Hilfe ins Leben gerufen werden konnten: Drei Ställe mit 25 Hühnern, eine Walze zur Woll-Bearbeitung, Nähmaschinen, ein Gewächshaus zur Pflanzenvorzucht, eine Betonmischmaschine sowie eine Spinnmaschine zur Verarbeitung der eigenen Schafwolle und auch Unterstützung für einen kleinen Marmeladen-Betrieb. Zusätzlich konnten eine Art von Dorfkneipe, betrieben von zwei Frauen, die Suppe und Piroschki anbieten, und ein „Club“ als Dorftreffpunkt realisiert werden. Nicht zuletzt wurde noch der Dorfbücherei bei der Dachsanierung und der Beschaffung neuer Bücher geholfen.
Die für die Zukunft wichtigsten Projekte werden nun die Versorgung mit Trinkwasser sein sowie eine stabile Stromversorgung. Die Bilder und das persönliche Erzählen über das Bartang-Tal zeigten eindrücklich, wie viel konkrete Hilfe zur Selbsthilfe bewirken kann – aber auch warum dem Ehepaar Bondes gerade dort immer wieder „das Herz aufgeht“, wie sie es formulierten: Einmal natürlich wegen der traumhaften Landschaft, aber vor allem wegen der liebenswürdigen und überaus gastfreundlichen Menschen, denen man gerne zeigen möchte, dass auch sie zur Weltgemeinschaft gehören und nicht vergessen sind. Dazu konnte die großherzige Spendenbereitschaft der Menschen an diesem Abend einen guten Beitrag leisten.
Ursula Kühlewind
Musikvideo einer Musikgruppe aus Basid
Den jungen Musikern aus Basid gelingt es, die traditionelle Pamir-Musik mit modernen Elementen zu vereinen.
Marmelade kochen für die Nachbarschaft
Eine Gruppe von Frauen hat begonnen, Marmelade zu kochen und an die umliegenden Orte zu verkaufen. Im Moment ist es vor allem
Kirschmarmelade. Die Verarbeitung von Aprikosen und Äpfel wird noch folgen.
Die „Marmelade” in Basid entspricht von der Konsistenz eher unserem „Kompott”. Abgefüllt wird in Litergläser.
Juli 2021, Gisela Bondes
Hilfe zur Selbsthilfe – Besuch in Tadschikistan Juni 2021
Fahrt nach Tadschikistan in Corona-Zeiten
Es war auch im Mai diesen Jahres nicht einfach für uns, ein Visum für Tadschikistan zu bekommen, aber letztendlich konnten wir Ende Mai uns doch wieder auf den Weg Richtung Basid machen. Die Anreise und auch Rückreise waren Covid-bedingt deutlich länger, da weniger Flugverbindungen zu Verfügung standen. Acht Stunden am Flughafen von Istanbul können sehr lange werden.
Khorog
Unser erstes Reiseziel war dieses Mal Khorog. Wir trafen dort Yodgor Fayzov, den Gouverneur von Gorno-Badakhshan. Außerdem hatten wir Kontakt zu einem Kollegen aus dem Wakhan. Er bekommt von einer Hilfsorganisation ein neues Krankenhaus gebaut, aber wünscht sich Unterstützung durch europäische Ärzte, die ihm vielleicht neue Operationsmethoden zeigen können. Und die ihm die Bedienung der neuen Geräte zeigen könnten. Für die Geburtshilfe hofft er auf eine Gynäkologin, die ihr Wissen dort weitergeben würde. Unsere Kollegin und Gynäkologin Dr. Ingrid Niemann ist dort mehr als willkommen. Sie findet im September hoffentlich Zeit, eine Woche dort zu helfen.
Der Kindergarten in Basid
Der Kindergarten in Basid ist schon fast fertig, nur der Innenausbau ist noch zu erledigen. In den zwei Wochen, die wir in Basid verbrachten, bauten die Arbeiter mit Hilfe unseres Freundes Franz die Fenster und Türen im Kindergarten ein. Das Holz für den Boden und das angedachte Podest musste erst noch besorgt werden. Ansonsten ist das Gebäude sicher eines der schönsten im ganzen Pamir geworden. Es wurde von den Arbeitern aus Basid selbst entworfen und gebaut, im Stil der Pamir-Häuser.
Die neue Krankenstation in Basid
Die Krankenstation ist gut besucht. Unser Kollege Mamadyor erzählte, dass er fast mehr Besucher als Patienten hat, da alle, die vorbeifahren, stehen bleiben und die Krankenstation anschauen wollen. Sie wird immer sehr bewundert. Leider haben sich unsere Öfen nicht ganz bewährt. Unser Freund Franz Grois hat jetzt ein neues System versucht, das auch besser zu funktionieren scheint. Eine Art ummauerter Einsatzofen, sodass die Wärme etwas gespeichert werden kann.
Unterstützung der Frauenprojekte
Ein besonderes Anliegen waren uns auch die „Frauenprojekte“. Im Oktober letzten Jahres hatten wir die Frauen ermutigt, sich zu überlegen, was ihnen wichtig wäre und womit sie vielleicht auch etwas Geld verdienen können. Ein Teil der Männer ist das Jahr über in Moskau, um dort Geld zu verdienen. Die Frauen machen die Arbeit zu Hause, mit den Kindern, den Tieren, auf dem Feld.
Sie hatten sich insgesamt fünf Projekte überlegt:
- Marmelade einkochen und mit einem höher gelegenen Dorf gegen Getreide und Fleisch zu tauschen.
- Hühnerhaltung an drei verschiedenen Orten im Dorf, anfangs mit 20 Hühnern in einer Voliere.
- Spinnmaschine um die Wolle der eigenen Schafe besser verwerten zu können und daraus die Socken zu häkeln
- Nähmaschine, damit die Kleider vor Ort gefertigt werden können.
- Gewächshaus, damit schon im Februar kleine Pflanzen gezogen werden können und so die Erntezeit verlängert werden kann.
Wir beschlossen, alle Projekte zu finanzieren. Sollten sie Profit abwerfen, soll die Hälfte des Geldes, nach fünf Jahren beginnend, im Laufe von 10 Jahren an die Dorfgemeinschaft zurückgezahlt werden.
Eine Bandsäge für ein kleines Sägewerk
Ansonsten soll eine Bandsäge besorgt werden, damit die Bäume nicht mehr 80 km weit transportiert werden müssen, um aufgeschnitten zu werden. Sie soll in einem überdachten Gebäude Platz finden. Ein kleiner, ganz geschlossener Anbau soll Platz für eine kleine Schreinerei bieten, um Fenster und Türen dort zu bauen.
Zusammenarbeit mit dem Arzt in Basid
Dieses Jahr sahen wir weniger Patienten, aber die Patienten, die wir sahen, waren wirklich schwer krank. Sonst kamen immer viele Leute mit Rückenschmerzen, die eigentlich einen Ultraschall der Nieren wollten. Das macht jetzt unser Kollege Mamadyor in Basid. Dazu braucht er uns nicht mehr.
Deshalb hatten wir viel Zeit, um mit ihm Laborwerte und EKG zu besprechen. Wir erlebten es als sehr produktiv und Mamadyor bedankte sich für die interessanten Tage. Wir hatten ihm Laborgeräte mitgebracht, mit denen er verschiedene Parameter bestimmen kann und die ihm helfen, die Therapien besser anzupassen. Insbesondere Antibiotika nur zu verschreiben, wenn es dringend notwendig ist. Die Antibiotikaresistenzen sind dort sehr hoch.
Hilfe beim Bau des Club-Dachs
Das Dorf baut mit Unterstützung der Regierung einen „Club“, in dem sich die Leute versammeln können, Musik machen, tanzen, Filme ansehen etc. Aber das zur Verfügung gestellte Geld ermöglicht nicht, dass das Dach gebaut werden kann. Die Musiker vor Ort baten uns, sie beim Bau des Daches finanziell zu unterstützen. Wir versprachen, dass wir die Kosten übernehmen werden.
Leider kein Trekking heuer!
Aus unseren zwei Tagen Trekken wurde leider nichts. Das Wetter machte nicht mit. Als wir in Roshorv ankamen, von wo aus wir zum Basecamp des Lapnasar gehen wollten, begann es regnen, zu stürmen und in den Bergen zu schneien. Wir fuhren wieder zurück und hatten einen Tag mehr, um EKG zu üben.
Wie es weitergehen soll
Im August/ September werden unsere Freunde Thomas Köppel und Dr. Ingrid Niemann wieder nach Basid reisen. Und im Oktober werde ich mich mit einer Freundin nochmals auf den Weg machen, um zu sehen, wie es mit den verschiedenen Projekten weitergeht.
Gisela Bondes, im Juni 2021